Die Strausberger Eisenbahn

Anders als bei den Städten Altlandsberg und Buckow wollte man in Strausberg die Bahnanlagen der Ostbahn nicht zu dicht an der Stadt vorbeiführen. Die damaligen Stadtväter befürchteten, daß die Bewohner durch Ruß und Lärm belästigt werden könnten. Nach der Eröffnung der Ostbahnstrecke Berlin - Strausberg - Gusow bedauerte man in Strausberg die damalige Entscheidung. Der Bahnhof Strausberg lag nun 6,5 km von den Toren der Stadt entfernt. Anfangs verkehrten zwischen dem Bahnhof und der Stadt Pferdeomnibusse. Mit der Einführung des Berliner Vororttarifes 1890 stieg die Zahl der Ausflügler rapide an. Die Zahl der verkehrenden Pferdeomnibusse war dem Andrang nicht mehr gewachsen. Abhilfe sollte eine Eisenbahnverbindung zwischen dem "Ostbahnhof Strausberg" und der Stadt schaffen.

Bau und Betrieb

Am 02.05.1893 wurde die Strausberger Kleinbahn Aktiengesellschaft gegründet. Mit dem Bau wurde umgehend begonnen. Die Strecke wurde in Normalspur gebaut, besitzt keine Kunstbauten und kommt ohne nenneswerte Steigungen aus und so wurde sie schon am 17.08.1893 dem Verkehr übergeben. Zwischen den Endpunkten lagen die Stationen Landhaus, Schlagmühle und Hegermühle. Alle diese drei Stationen erhielten die Wartehäuser der gleichen Bauweise. Selbige sind noch heute vorhanden. Die Züge wurden von kleinen zweiachsigen Dampflokomotiven befördert. Der Bahnhof Strausberg Stadt bildete den Betriebsmittelpunkt. Hier waren ein Lokomotivschuppen eine Güterabfertigung und das Empfangsgebäude vorhanden. Das ehemalige Empfangsgebäude beherbergt heute die Geschäftsführung der 1990 neu geründeten Strausberger Eisenbahn GmbH. Der Güter- und Personenverkehr stiegen Jahr für Jahr an. Die Aktionäre konnten sich Jährlich auf eine beachtliche Dividende freuen. Auch im ersten Weltkrieg  hatte man im Gegensatz zu manch anderer Bahn keine Probleme.

Erweiterung und elektrischer Betrieb

Am 22. Mai 1919 erteilte der Regierungspräsident in Potsdam der Stadt Strausberg die Genehmigung zur Elektrifizierung der Strausberger Eisenbahn.Mit der Elektrifizierung einher ging auch der Bau einer neuen Strecke. Diese führt von der Station Hegermühle entlang der heutigen Berliner Straße bis zum Lustgarten. Diese wurde am 18.03.1921 dem Verkehr übergeben und dient bis heute ausschließlich dem Personenverkehr. Dieser wird mit wurde und wird mit Straßenbahnwagen abgewickelt. Diese wurden der Eisenbahn Bau- und Betriebsordnung entsprechend umgerüstet. Den Güterverkehr bewältigte eine Elektrolokomotive. In der Walkmühlenstraße wurde ein neuer Betriebshof erreichtet. Im Verlaufe des Jahres 1926 wurde die Strecke in mehreren Etappen durch die Innenstadt zum Landesjugendheim (heute Oberstufenzentrum) in der Wriezener Straße verlängert. In den 30er Jahren nahm der Güterverkehr stark zu. Zwischen der Güterstrecke und der Hegermühlenstraße errichtete die Deutsche Wehrmacht eine Rüstungsfabrik. Teile der Anlage verliefen zum grössten Teil unter der Erdoberfläche. Dort wurde Munition hergestellt und Jagdflugzeuge endmontiert. Im Norden von Strausberg wurde dazu noch ein Flugplatz errichtet. Vom Bahnhof Strausberg Stadt wurden Kesselwagen mit Treibstoff auf Culemeyer Straßenrollern zum Flugplatz gefahren. Im Jahre 1943 kam noch eine zweite Elektrolok hinzu. Im April 1945 kam der Verkehr zum Erliegen.

nach 1945

Im September wurde der Betrieb auf einer Teilstrecke wieder aufgenommen. Ende 1945 wurde die Strausberger Eisenbahn enteignet und der Stadt Strausberg als Kommunalbetrieb übergeben. Der Güterverkehr wurde vorerst mit Dampflokomotiven abgewickelt. Ab 1948 kamen wieder beide Elektrolokomotiven zum Einsatz. Entgegen der damaligen Bestimmungen alle Privatbahnen der Deutschen Reichsbahn zu unterstellen blieb die Bahn bei der Stadt. Fortan als VEB (K(Kraftverkehr)) Strausberger Eisenbahn. 1956 wurde die S-Bahn bis nach Strausberg Nord verlängert. Nun wurde über das Schicksal der Strausberger Eisenbahn verhandelt. Sie durfte bleiben und der Verkehr stieg trotz der nahen S-Bahn Strecke an. Die alten Fahrzeuge aus den Anfängen des elektrischen Betriebes wurden Mitte der 60er Jahre durch Fahrzeuge aus Berlin und Leipzig ersetzt. Zum 01.01.1970 schloß man die Strausberger Eisenbahn dem VEB Kraftverkehr und Spedition Fürstenwalde Zweigbetrieb Schienenverkehr an. Nur Zehn Monate später wurde der Abschnitt Lustgarten - Wriezener Straße stillgelegt. Zum Ende der 70er Jahre wollte man auch den Rest stillegen. Die damalige Treibstoffkappheit verhinderte die Stillegung. Zwischen 1981 und 82 wurden alle Straßenbahnwagen durch Rekofahrzeuge aus Berlin ersetzt.

nach 1990

Am 01.01.1991 ging die Strausberger Eisenbahn an die Strausberger Eisenbahn GmbH über. Trotz des steigenden Autoverkehres nach der Wende kann man über Fahrgastmangel nicht klagen. Die Linie erhielt die Nummer 89. In den Jahren 1992 bis 1994 wurde die Fahrleitungsanlage vollständig erneuert der Oberbau erhielt eine Verjüngunskur. Stellenweise wurde er vollständig erneuert. Der Güterverkehr kam nach dem Abzug der russischen Truppen 1994 vollständig zum Erliegen. 1995 beschaffte die Strausberger Eisenbahn drei Zweirichtungszüge vom Typ Tatra KT8-D5 für den täglichen Einsatz. Die alten Straßenbahnwagen fahren nur noch als Einzeltriebwagen zu verkehrsschwachen Zeiten. Nach der Wende wurde über die Verlängerung zur Wriezener Straße diskutiert. Dazu kam es jedoch nicht. Hauptsächlich Geschäftsleute der Einkaufsstraße durch welche die Bahn fahren sollte wehrten sich dagegen. Sie befürchteten Umsatzeinbußen aufgrund wegfallender Kurzeitparkplätze. Inzwischen ist das alte Gleis im Zuge der Straßenerneuerung verschwunden. Die Straße wurde jedoch für den eventuellen Gleisbau entsprechend vorbereitet. Im Jahr 2000 jedoch sieht es für die Strausberger Eisenbahn nicht rosig aus. Wieder steht sie zur Disposition. Der Landkreis kürzte die Zuschüsse für das laufende Geschäftsjahr. Der Landrat Herr Jürgen Reinking hat für den SPNV nichts übrig und bleibt weiterhin hart. Das selbige Desinteresse zeigte er ja schon bei der Buckower Kleinbahn. Stattdessen durchschneidet man blaue Bänder für neue Straßen. Die täglich rund 4500 Fahrgäste sollten nach seinen Vorstellungen mit Bussen durch die selbst in Strausberg nicht staufreien Straßen gekarrt werden. Zum Ende des Jahres wendete sich jedoch das Blatt. Neue Betriebskostenzuschüsse wurden bewilligt. Man schaut wieder optimistisch in die Zukunft. Für die Bewohner der neuen Siedlung “Am Stadtwald” wird zwischen den Haltestellen Hegermühle und Schlagmühle eine neue Haltestelle entstehen. Da für den 80 Jahre alten Betriebshof in der Walkmühlenstraße Ende 2001 die Betriebsgenehmigung ausläuft war derzeit ein neuer an der Garzauer Straße geplant (zwischen Schlagmühle und Am Stadtwald). Aber wie so oft kam alles anders. Der Alte Betriebshof ist umfassend saniert worden. Inzwischen ist die Güterstrecke stillgelegt und abgebaut worden. Eine verpasste Chance angesichts des sich in deren ehemaligen Einzugsgebiet entwickelnden Wohngebietes. Auch weiterhin völlig offen ist was aus dem vorbereiteten Gleisplanum unter dem Pflaster in der Großen Straße werden wird. Inzwischen hat die Strausberger Eisenbahn auch neue Fahrzeuge bekommen. Aus der Berliner Serie heraus konten zwei neue Bombardier "Flexitiy" Züge erworben werden. Diese sind seit Ende 2013 im Einsatz. Ein Tatra Zug wird in Tschechien modernisiert und mit einem Niederflurmittelteil versehen. Alle Haltestellen sind modernisiert worden. Die Haltestelle Wolfstal wurde dabei rund 200m Richtung Innenstadt verlegt.

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