Die Königlich Preussische Ostbahn

Am 01.10.2007 wurde die OSTBAHN 140 Jahre alt. Damals ging mit dem letzten Abschnitt Berlin - Strausberg - Gusow die durchgehende Linie bis nach Königsberg vollständig in Betrieb. Bis zum 20.03.1880 erreichte das Netz aller Ostbahnstrecken eine Länge von 2208 km. Die “königliche Direktion der Ostbahn in Bromberg”, gegründet am 05.11.1849 bildete die Grundlage zum Bau der ersten vollständig aus Staatsmitteln finanzierten Eisenbahn in Preussen. Mit dem 145 km langen Abschnitt Kreuz - Schneidemühl - Bromberg ging am 27.07.1851 die erste Ostbahnstrecke in Betrieb. In den folgenden Jahren wurden nachfolgend genannte Streckenabschnitte in Betrieb.

  • 06.08.1852 Bromberg - Dirschau - Danzig
  • 19.10.1852 Marienburg - Elbing - Braunsberg
  • 02.08.1853 Braunsberg - Königsberg
  • 00.09.1857 Fertigstellung der Bahnbrücken über die Flüsse Weichsel und Nogat
  • 12.10.1857 Dirschau - Marienburg
  • 12.10.1857 Frankfurt/O. - Lebus - Küstrin
  • 12.10.1857 Küstrin - Landsberg/Warthe - Kreuz
  • 06.06.1860 Königsberg - Insterburg - Stallupönen
  • 01.10.1866 Gusow - Werbig - Küstrin
  • 01.10.1867 Berlin - Dahmsdorf/Müncheberg - Gusow

Ansichtskarte Bahnhof Dahmsdorf-Müncheberg anno 1903

 Nach der Fertigstellung dieser Streckenabschnitte wurde mit dem zweigleisigen Ausbau von Küstrin nach Richtung Osten begonnen. Die Strecke von Berlin bis nach Küstrin hingegen wurde schon zweigleisig gebaut. Mit der Eröffnung der direkten Linie versank die erste Strecke zwischen Frankfurt/Oder und Küstrin in die Bedeutungslosigkeit. Zusätzlich wurden noch zahlreiche Parallel- und Abkürzungsstrecken gebaut. So wurde im Verlaufe der Jahre 1871 bis 1873 die Strecke Schneidemühl - Konitz - Dirschau in Betrieb genommen. Diese Strecke brachte im Vergleich zur Strecke Schneidemühl - Bromberg - Dirschau eine Ersprnis von 34 km.

Keine Hauptbahn ohne Nebenstrecken

In den Jahren nach der Inbetriebnahme der Strecke Berlin - Gusow - Küstrin wurden von dieser ausgehend mehrere Nebenbahnen eröffnet. Abgesehen von Rüdersdorf handelte es sich um jene Orte, deren erhoffter Bahnanschluß durch den Bau der Ostbahn nicht erfolgt ist. Am 15.09.1872 wurde die Strecke Fredersdorf - Rüdersdorf als erste in Betrieb genommen. Vornehmlich war sie zum Abtransport des in Rüdersdorf produzierten Kalk und Zement vorgesehen. Am 17.08.1893 wurde die normalspurige Strausberger Eisenbahn eröffnet. Später folgten die Strecken Strausberg - Herzfelde (1896), Dahmsdorf/Müncheberg - Buckow (1897), Hoppegarten - Altlandsberg (1898) und Dahmsdorf - Müncheberg (1909). Ferner kreuzt seit 1877 die Strecke Wriezen - Frankfurt/Oder die Ostbahn in Werbig niveaufrei.

Ansichtskarte Bahnhof Werbig anno 1919

Ostbahn und Berliner Stadtbahn

Im September 1879 wurde mit dem Umbau des Schlesischen Bahnhofes in Berlin begonnen. Dieser wurde um eine Halle erweitert und im Hinblick auf den Bau der Berliner Stadtbahn vom Kopfbahhof zur Durchgangsstation umgebaut. Ab dem 07.02.1882 fuhren die ersten Stadtbahnzüge über die Stadtbahn bis nach Charlottenburg. Seit dem 15.05.1882 fuhren auch die Fernzüge auf gesonderten Gleisen über die Stadtbahn durch das Herz Berlins. Noch am gleichen Tage wurde der Personenverkehr auf dem Ostbahnhof (nicht heutiger Ostbahnhof) eingestellt. Der Güterbahnhof Ostbahnhof blieb weiter in Betrieb.

Der Verkehr der Ostbahn

Das Güterverkehrsaufkommen überstieg die prognostizierten Mengen um ein Vielfaches. Hauptsächlich waren es Landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Viehzeug, Getreide und Gemüse. Die häufig niedrigen Wasserstände einiger Flüsse wie Oder, Weichsel oder Warthe oder das Einfrieren in den Wintermonaten sorgten für eine regelmäßige Belebung  des Güterverkehres. 1895 erreichten pro Tag durchschnittlich 7 Ferngüterzüge Berlin. Weitere drei Züge fuhren bei Bedarf. Hinzu kamen noch die zahlreichen Nahgüterzüge. Täglich neun Züge mit Zielen wie Schneidemühl, Königsberg oder Insterburg verließen Berlin gen Osten. Im Personenfernverkehr fuhren 1895 insgesamt fünfzehn Züge nach Eyndtkuhnen, Dirschau, Bromberg, Insterburg und Alexandrowo in Rußland. Seit 1882 fuhren D-Züge auf der Ostbahn. Die Nachtzüge wurden aus Salonwagen gebildet. Ab Mai 1896 befuhr der legendäre NORDEXPRESS Paris/Ostende - St.Petersburg die Ostbahn. Der Sommerfahrplan 1939 weist 4 Eilzugpaare, 12 D-Zugpaare sowie ein Zugpaar als FD 5 und 6 aus. Lezterer benötigte für die 590 km Königsberg - Berlin Schlesischer Bahnhof 6 Stunden und 36 Minuten.

Die Deutsche Reichsbahn im Nationalsozialismus und nach Kriegsende

Nach Beginn des zweiten Weltkrieges am 01.09.1939 bestimmten zunehmend Militär- und Fronturlauberzüge das tägliche Bild auf der Ostbahn. So kam es auch, dass die Ostbahn am Holocaust beteiligt war. In den Buchfahrplänen der 40er Jahre waren Züge mit den Bezeichnungen DA (D-Zug für Aussiedler ugs. Davidzug) und PJ (polnische Juden) verzeichnet. Die Ziele dieser Züge dürften dem geneigten Leser bekannt sein. Nach dem Überfall der Deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion 1942 rollte der Nachschub, befördert von sog. Kriegslokomotiven BR 42 und 52 Tag und Nacht gen Osten. Das nahende Ende des Zweiten Weltkrieges brachte auch den Verkehr zum Erliegen. Gleise, Weichen, Stellwerke und Brücken wurden von den sich zurückziehenden deutschen Truppen gesprengt. Die Schlacht um die Seelower Höhen vom 16. bis 19. April 1945 brachten besonders zwischen Küstrin und Müncheberg erhebliche Schäden mit sich. Nach dem Ende des Krieges rollten abermals Militärzüge nach Osten. Nun waren es die Kollonenzüge der Russen und unzählige Güterzüge mit Reparationsgütern für die Sowjetunion. Gegen Ende der 40er Jahre wurde es ruhig auf dem noch verbliebenen Streckengleis. Die Grenze befand sich nun an der Oder. Das zweite Streckengleis wurde zu Reparationszwecken abgebaut und der deutsche Teil von Küstrin hieß nun Küstrin-Kietz. Auch dem polnischen Teil wurde das gleiche Schicksal zu Teil. Durschnittlich 5-6 Personenzüge fuhren noch über Müncheberg hinaus nach Küstrin-Kietz. Einzige Züge über die Grenze hinaus waren Güterzüge. Vornehmlich Ganzzüge mit Steinkohle aus den schlesischen Revieren für die Stahlwerke Brandenburg und Oranienburg. Besser bedient wurde die Strecke bis nach Müncheberg mit rund 12 Zugpaaren pro Tag. Seit Mitte der 70er Jahre begannen und endeten die Personenzüge in Strausberg.

nach 1990

Mit der Wende stiegen auch die Chancen für die Ostbahn. Am 31.05.1992 wurde der grenzüberschreitende Personenverkehr wieder aufgenommen. Nun fuhren die Züge im Zweistundentakt über Müncheberg hinaus bis nach Kostrzyn. Täglich drei mal fuhr ein Eilzugpaar nach Gorzow. Später nur noch an den Wochenenden aber dann bis nach Bydgoszcz. Seit dem Fahrplanwechsel 94/95 Begannen und endeten alle Nahverkehrszüge wieder in Berlin. Zum Fahrplanwechsel 97/98 entfielen die Eilzüge ersatzlos. Seit dem Fahrplanwechsel 00/01 wurde der Stundentakt bis Kostrzyn ausgeweitet. Für eine Wiederbelebung des Fernverkehres bestehen kaum Aussichten. Seit dem 10.12.2006 bedient die Niederbarnimer Eisenbahn unter der Marke "Oderlandbahn" die Strecke im Personenverkehr. Die Strecke und eineige Bahnhöfe und Haltepunkte sind zwischen Strausberg und Küstrin-Kietz modernisiert. Ein ESTW regelt den Zugverkehr zwsichen Strausberg und Küstrin- Kietz sowie auch zwischen Werbig und Seelow. Stetig steigen die Fahrgastzahlen. Allerdings spielt der Güterverkehr nach wie vor eine eher bescheidene Rolle.

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